Wieder eine Mathestunde und wieder das Gefühl der tausend Fragezeichen, die wie wild in meinem Kopf herum hüpfen.
Geht weg!
Verschwindet!
Haut ab, ich will euch nicht!
Alles mache ich falsch. Und immer, wenn ich kurz vor dem Ergebnis stehe, merke ich, dass ich es gar nicht ausrechnen kann, weil mir noch irgendetwas dazu fehlt.
Oder ich habe das Ergebnis und es ist so falsch, dass ich das sogar selbst erkenne.
Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.
Aber wo bleibt da die Verbesserung?!
Wie oft soll ich denn noch zu der Erkenntnis kommen, dass ich in Mathe absolut untalentiert bin?
Absolut - haha!
Jetzt fang ich schon mit mathematischen Begriffen (oder besser gesagt der mathematischen Sprache) an.
Ironie des Schicksals.
Und mein Mathelehrer?
Steht vorne an der Tafel und jongliert fröhlich mit Zahlen und Buchstaben.
Dabei wissen wir doch längst, dass er überhaupt kein Lehrer ist, sondern ein Geheimagent, der auf der Suche nach seinem Kosinussatz-Verbrecher ist.
Misteriös, misteriös!
"Ich hab´s jetzt selber nicht so gemacht, aber ich würd jetzt denken..."
Klar, denken würde er!
"So, wenn ich den hier weiß, dann weiß ich den hier doch sofort. Ihr nicht? Doch, oder?"
NEIN!!! Ich würde das nicht sofort wissen. Vielleich irgendwann, nach langem Nachdenken, aber doch nicht sofort!
Wie kommt der bloß darauf?
"Is klar, ne?"
Ähhh.... ja klar. Alles ist klar.
Klar wie Klößbrühe.
Nur dass da leider die Klöße die Sicht versperren.
Viel zu viele Zahlen.
"Das opfer ich für euch."
Die Zahlen? Opfern?
Au ja!! Sie müssen weg!
Legt sie auf den Tisch und stecht sie ab!
Kann man für Mord an Zahlen bestraft werden?
War er dafür hier? Wollte er uns in Versuchung führen mit einem Messer auf die Tafel zuzurennen und eine Zahl nach der anderen zu killen?
Wenn ja, dann war er kurz davor sein Ziel zu erreichen.
Oh bitte, schreiben Sie nicht noch mehr Zahlen an die Tafel!
Reden Sie nicht mehr von Zahlen.
Seien Sie doch einfach mal still!
Ich will keine Zahlen.
Ich will hier nicht sitzen.
Ich wäre viel lieber zu HAuse un würde lesen, lesen, lesen.
Oder schlafen, denn so langsam wurde ich echt müde.
Mein Kopf schaltete schon ab (soweit er das noch nicht gemacht hatte) und meine Hand schrieb unermüdlich weiter.
Tanzte über das Papier, setzte mal hier einen und mal dort einen Buchstaben hin.
Grade als ich wiklich dabei war einzuschlafen war die Stunde zu Ende.
ENDLICH! |
